Commedia musicale

 

Wie alles anfing . . .

         Lauenburg: ein mittelalterliches Städtchen an der Elbe, alte Fachwerkhäuser, enge Gassen. Vor dieser Kulisse begab sich Anno 1987 eine Gruppe von Musikern auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Kunst. Wir hatten Erfahrungen mit historischen Instrumenten wie Krummhorn, Zink, Schalmei und Dulcian. Wir kannten die lebensfrohen, deftigen Trink- und Liebeslieder vergangener Jahrhunderte. Wir wußten aber nur wenig über den Rahmen, in dem diese Musik damals stattfand. Wo hatte diese Kunst ihren Platz im Leben der Menschen? Wo wurden die Tänze getanzt, die Lieder gesungen? Wer waren die Musiker? Wer war das Publikum? Wir machten uns auf die Suche, forschten in alten Schriften und klugen Büchern, lernten bei den Malern ihrer Zeit und entdeckten ein Spektakel der Sinne:

die Commedia dell'arte,
die Welt der fahrenden Spielleute,
das wandernde Volk der Artisten und Jongleure,
der Quacksalber, Narren und Schausteller.

         In Zelten und Buden bieten sie, umringt von Gassenjungen, Hunden, Dienstmägden und Tagelöhnern, ihre Ware feil. Der eine verkauft Kalk zur Rattenvernichtung, der andere Spiegel, um mit der Sonne Feuer zu entzünden, oder Brillen, die die Nacht zum Tag machen. Jener zeigt seltsame Tiere, die das Fürchten lehren, dort speit jemand Feuer oder wäscht sich das Gesicht mit glühendem Blei. Ein anderer zieht zehn Ellen Schnur aus dem Munde und wischt einem Vorwitzigen übers Gesicht. Und dort flößt ein Quacksalber zum Vergnügen des Publikums seinem hilflosen Patienten bittere Galle ein und will ihm weismachen, es sei ein heilsamer Trunk.

         In diesem bunten Gewühl, inmitten der Schreie und Fettgerüche, inmitten der Marktschreierspäße, inmitten des Rülpsens und Magenknurrens, der schallenden Ohrfeigen von Mägden, denen aufdringliche Burschen unter die Röcke greifen, hier fanden wir den richtigen Hindergrund für unsere Arbeit und gründeten

Commedia musicale

         Inzwischen sind wir in dieser faszinierenden Welt ein weites Stück gereist. Nach einer Theaterausbildung und vielen, vielen Proben und Experimenten haben wir einiges über diese ferne Welt herausgefunden. Eine Welt in der all das zählt, was frech, grotesk, unschuldig und unberechenbar ist. Deshalb lautet unser Wahlspruch auch:

Jeder macht, was er will!
Keiner macht, was er soll!
Aber alle machen begeistert mit!

         Vor keiner Gesellschaftsschicht, vor keinem Berufsstand macht der Spott und die Komik der Commedia dell'arte halt. Da sind die beiden Alten: Signor Pantalone, der griesgrämige Kaufmann aus Venedig, und der eingebildete Dottore Lombardi aus Bologna, die sich schneuzen, husten, spucken, die knauserig, gebrechlich und zahnlückig, trotz Zipperlein, Krücke und Katarrh hinter den jungen Mädchen her sind. Da ist der angeberische, selbstherrliche aber feige Capitano. Ein stolzer Pfau, aber wenn es drauf ankommt, der erste, der heimlich verschwindet. Da sind die Diener: Arlecchino, ein listiger, verschlagener Trottel, der alles falsch macht, alles fallen läßt und ständig Hunger hat, Brighella der dumme Tölpel, der nichts begreift und ständig andere verprügeln will, Pedrolino, der alle Fäden in der Hand zu haben meint, aber alles durcheinander bringt, Columbina, die verschlagene Magd, die tatsächlich alle Fäden in der Hand hat und das Stück zu einem Happy-End führt. Natürlich darf hier auch die Liebe nicht fehlen, die Zärtlichkeit, die Jugend, die Schönheit. Das braucht das Volk, um den beschwerlichen Alltag zu vergessen. Da sind sie also, die Leandros, Isabellas, Beatrices, Flaminias, alles junge Liebende in eleganter Kleidung mit feinem Benehmen, aber meist etwas weltfremd.

         Und schon sind die wichtigsten Figuren der Commedia dell'arte beisammen.

Vorhang auf!

Das Spiel kann beginnen!

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KONTAKT:  Manfred Schulz, Tel.: 038847 - 33849